Die Familie ist intakt, und das ist einfach so wichtig. Damit kann man dann einfach mit vielem fertig werden. Wenn irgendwas ist, stehen alle zusammen und sind da. Es geht. Ich bin zufrieden mit meinem Leben.
Für mich ist das Gebet sehr wichtig. Ich kann immer schon… damals, als die Gabi so schwer erkrankt ist, konnte ich immer wieder Kraft holen im Gebet, und heute genauso. Also ich kann damit gut fertig werden, ja. Wirklich mit der Hilfe vom Herrgott.
Ich habe mir zum Beispiel Gedanken gemacht, mein Gott, wie wird das einmal sein, wenn Hugo nicht mehr ist. Ich fürchte mich zu Tode, allein in dem großen Haus. Und mein Mann ist verstorben, und ich fürchte mich nicht. Also es ist wie ein kleines Wunder. Ich habe immer das Gefühl die Gabi ist da und mein Mann ist da. Mein erster Weg in der Früh ist in das Zimmer von der Gabi. Es ist so geblieben wie sie verstorben ist. Und zünde eine Kerze an und rede mit ihnen. Ja… Es ist gut für mich, ich kann so damit leben. Kann zufrieden zurückschauen. Das alle Kinder ordentlich sind, dass sie alle charaktervoll sind. Und das ist einfach für eine Mutter ganz wichtig.
Was soll ich sagen… ja. Er war mein erster Mann und wie gesagt, es war wirklich… ja, große Liebe von uns beiden.
Mein Mann Hugo war damals mit; die haben ja in Zams das Gymnasium gemacht, mit dem Thurner, Arnold. Das waren gute Freunde. Und der Thurner, Arnold war damals schon der Freund von meiner Schwester, von meiner älteren Schwester. Und die haben miteinander die Fahrprüfung gemacht und dann hat er den Hugo mal mitgebracht, zu meinen Eltern runter. Und da ist halt die Rede gegangen und auch über Personal und da hat er zu mir gesagt: Wenn du möchtest, ich suche noch auf den Winter jemanden im Service. Wenn du möchtest, dann kannst du bei uns anfangen. Und so hat es begonnen. Das war 1955 im November, bin ich zum Furgler gekommen, als Serviermädchen.
Und ja, da haben wir uns dann eigentlich richtig kennen gelernt.
Mein Mann war ein an und für sich, ein sehr ruhiger Charakter. Aber ein sehr durchdachter. Also er war so vorausschauend. Was ich nie getan habe. Er war einfach in allem sehr weise. Und hat mir zum Beispiel, wenn es Probleme beim Personal gegeben hat, eben weil ich auch so jung und viel zu wenig Erfahrung gehabt habe; und da war auch einmal etwas und dann habe ich mich halt fürchterlich bei ihm aufgeregt und beklagt und da hat er gesagt: Adelheid jetzt sag ich dir was; wenn du Probleme hast, mach die Faust im Sack. Sag morgen treffen wir uns im Büro. Überschlaf das ruhig und dann kann man am nächsten Tag ohne Emotionen reden. Weil wen man so in der ersten Wut oder Zorn ist, dann macht man oft Fehler, die man dann oft gar nicht mehr gut machen kann. Also er war immer wahnsinnig ruhig und überlegt. Da habe ich sehr, sehr viel von ihm gelernt.
Mein Mann ist ja dann schon 1970 nominiert worden in den Nationalrat und das war, ja, das war schwierig. Aber es hat ihm selber sehr viel Freude bereitet. Er war wirklich Hotelier und Politiker mit Leib und Seele. Er war also schon; er war schon in den 60er Jahren Tourismusobmann und war im Gemeinderat und dann war er, ich glaube, war dann 8 oder 9 Jahre Bürgermeister in Serfaus.
Und das war dann eigentlich auch eine sehr, sehr schwierige Zeit, wo er Bürgermeister war. Weil wenn er von Wien gekommen ist, war sein erster Weg hinunter in die Gemeinde, weil er hat gesagt, die Leute können am Samstag oder am Sonntag kommen, weil er ist für sie da. Also das war eine sehr schwierige Zeit auch für mich persönlich. Wenn ich sagen würde, es hat nie Schwierigkeiten gegeben, es wäre falsch. Aber ich glaube man muss immer wieder aufeinander zugehen und miteinander reden, das ist ganz, ganz wichtig.
Ja. Nicht egoistisch sein, sondern einfach aufeinander zugehen. Und… immer schauen, dass man wieder alles gerade biegt, wenn etwas nicht in Ordnung ist.
Du wirst die ganze Saison durchmachen. Es gibt kein Davonlaufen.
Ich bin von Zams. Meine Eltern haben eine Metzgerei gehabt. Ich bin eigentlich zu Hause in der Metzgerei aufgewachsen. Bin aber eben sehr früh schon von zu Hause weg, gleich nach der Schule. Mein erster Job war in Galtür, im Fluchthorn als Anfangsserviererin. Und ich habe dann eine Freundin gehabt, die hat auch im Fluchthorn eine Stellung gehabt und da habe ich halt gebeten: Papa, Tati, lass mich halt auch gehen. Aber er hat mir dort mitgegeben: Eines sage ich dir, mein liebes Kind, wenn du weggehst, du wirst die ganze Saison durchmachen. Es gibt kein Davonlaufen. Und ja, weil er gesagt hat, wenn man einmal im Leben davonläuft, läuft man immer wieder davon. Und das stimmt auch. Das war wirklich nicht so gut, weil es war damals natürlich schon die Unterbringung war sehr, sehr schlecht. Und auch mit dem Essen und mit allem. Aber trotzdem haben wir zwei das einfach durchgehalten und nach der Wintersaison sind wir dann nach Hause. Es hat mich geprägt und ich habe immer… wie gesagt, für mich waren Gäste und Menschen immer sehr schön, und das habe ich gerngehabt.
Ich habe immer gesagt, ein Hotel ist ein großer Haushalt. Also man muss einfach eine gute Hausfrau sein.
Mein Mann hat schon mit 25 Jahren zu seinem Vater gesagt: „Ich will mein eigenes Hotel bauen.“ Und er hat dann auch diese große Wiese, wo heute das Cervosa darauf steht, die hat er bekommen. Und 59 ist dann der Rohbau gemacht worden. Und 1960 die Fertigstellung, und da haben wir dann am 15. Dezember geöffnet. 15. Dezember 1960. Und wir haben am 19. Juli 1960 geheiratet. Also wir haben das praktisch miteinander begonnen und aufgebaut; also eröffnet, so muss man sagen.
Es war nicht einfach. Weil ich war so jung, ich war erst 21 Jahre und natürlich hat die Erfahrung gefehlt und ein Großteil des Personals war älter wie ich. Also es war nicht ganz einfach, aber wenn man jung ist, schafft man das eigentlich schon. Die große Freude zum Beruf das war für mich immer sehr schön, obwohl man viele, viele Sorgen, Belastungen gehabt hat. Und auch die Familie war meinem Mann und mir einfach ganz wichtig. Wir haben 6 Kinder gehabt. Also 6 Kinder, zuerst 3 Mädchen, dann ist unser Sohn Hugo gekommen, dann haben wir wieder ein Mädchen gehabt, und dann noch unseren Nachzügler Johannes.
Wir haben die Kinder überall mitgenommen. Und die Gehschule unten im Büro, dort haben sie halt sehr viel Zeit verbracht, Fläschchen getrunken und gespielt und ja…. Aber es, es geht alles. Und dann wie ich mit dem dritten Kind in Erwartung war, haben wir dann ein Kindermädchen bekommen. Die war selber noch ein halbes Kind. Die war auch erst 16 Jahre alt. Aber die war dann 30 Jahre bei uns. Aber es war nicht anders möglich, aber wir haben unsere Kinder auch nicht so verwöhnen können, wie man es vielleicht heute oft tut. Es hat halt einfach die Zeit dazu gefehlt. Ich habe auch oft früher, habe ich mir gedacht: Mein Gott, meine Kinder werden einmal sagen, Mama du hast so wenig Zeit gehabt. Aber ich habe den Vorwurf von ihnen nie gehört. Weil ich war immer da. Die Kinder haben gewusst, wo die Mama ist. Entweder die Mama ist in der Küche oder im Büro oder im… irgendwo im Haus ist sie. Also sie haben mich gefunden, ja.
Manchmal denke ich mir heute schon wie ist das alles, wie hat man alles schaffen können, aber wenn man jung ist; und wir gesagt, wir haben auch immer, mein Mann und ich, fest zusammen gehalten und… es ist gegangen, ja.