Das rieche ich heute noch, wenn ich da in das Zimmer hinein gegangen bin. Brot. Und das ist dann hart geworden und hat lange gehalten.
Das war schon nach der Kriegszeit. Wir haben eigentlich die schönste Zeit mitgemacht. In Anführungszeichen. Das heißt, wir sind einfach aufgewachsen, nie Hunger gelitten, schönes… freies Leben immer gehabt. Aber ganz einfach. Das heißt ein Klo für alle…
Wir haben vier Zimmer gehabt, vier Gästezimmer ein Einzelzimmer, und alle mussten in den unteren Stock runter gehen, ins Parterre, da war ein Klo. Und in der Zwischenzeit haben wir Zeitungspapier aufgeschnitten als Klopapier. Dann sind die Gäste gekommen. Dann hats geheißen: So, Kinder, jetzt müsst ihr aufpassen, ihr dürft nur das Zeitungspapier nehmen. Und die Gäste haben dann schon so eine Art… keine Rolle, aber Blätter gehabt.
Dann war da in den Zimmern, das weiß ich heute noch, Ofenheizung drinnen. Zuerst Fließwasser, Kalt- und Warmwasser. Dann hat es Ofenheizung gegeben. In jedem Zimmer war ein Ofen drinnen, dafür hat man im Sommer extra kurze Scheit machen müssen. Und da war mein Vater zuständig. Ungefähr um halb vier wurde eingefeuert. Um vier Uhr so ungefähr sind die Leute gekommen. Da hat er dann – da war nur mehr Glut – da hat er sie zugemacht. Also kein Rauch mehr und kein Feuer. Aber dann war es schon mollig warm im Zimmer, gell.
Einmal im Monat haben wir große Backzeit gehabt. Also zum Brotbacken. Die Hälfte hat man dann in den Keller gegeben, wo es leicht feucht war. Die zweite Hälfte hat man dann ins Schlafzimmer zu den Groß… zu den Eltern hoch gegeben. Das rieche ich heute noch, wenn ich da in das Zimmer hinein gegangen bin. Brot. Und das ist dann hart geworden und hat lange gehalten. Und da hat es dann eine „Grummla“ gegeben. Habt ihr das noch gewusst? Eine „Grummla“, das war so eine Truhe. Mit einem vorne eingehängten Messer. Da hat man das harte Brot – zack, zack – aufgeschnitten. Und das hat man dann… mein Vater hats halt dann in den Kaffee rein gegeben und mit dem Löffel gegessen. Die Kaffeebrocken. Wir haben es eher dann als Milchbrocken gegessen. Milchbrocken war das dann halt.
Genauso wie in der Grüß, wenn wir in die Schule gegangen sind. Da war es nicht üblich, dass wir Marmelade und Brot gehabt haben, oder, oder…. Butter und Käse hat man ja sonst auch genug gehabt. Aber in der Früh, da haben wir immer noch zu 50% geröstete Erdäpfel mit frischer Milch gehabt. Gell, meine Mami musste noch melken, und warme Milch, die haben wir eigentlich nie so gerne gehabt. Kuhwarme Milch, das weiß ich heute noch, das habe ich eigentlich nie… da habe ich lieber die kalte Milch gehabt.
Gewand mäßig war es natürlich auch… und ich habe noch die genagelten Schuhe, das weiß ich noch, am Schluss haben wir uns ein bisschen geniert. Der Bruder meiner Mutter, der war Schuster. Der ist jedes… der ist jeden Herbst einmal gekommen und hat dem Vater die Alten renoviert und ein paar neue gemacht. Und uns auch. Da waren wir stolz. Aber wie wir in die Kirche gegangen sind – weil früher ist man immer vorher in die Kirche gegangen, und dann in die Schule – da war kein Teppich und nix. Und ist man ein bisschen zu spät gekommen, dann tap, tap, tap – ist das laut geworden mit den genagelten Schuhen. Das waren die Flügel. Und da haben wir uns fast ein bisschen geniert. Weil wir haben eigentlich noch lange die genagelten Schuhe bekommen. Weil die halt gut gehalten haben.
Wir haben immer viel mitarbeiten müssen. Heute würde man sagen, Kinderarbeit, oder? Das heißt, in den Stall gehen und auf dem Feld mitarbeiten.
Das Heuziehen. Von Komperdell, also da rechts vom Plansegg, da haben wir den Heustadel gehabt. Und da hat die Mama gesagt, Buben, heute müsst ihr den Schlitten hochtragen. Der Vater ist schon hoch in der Früh und macht die „Burten“. Das heißt, da hat man den Pfalz ausgelegt und hat da so schöne Stöcke gemacht und den hat man da drüber geworden und das war dann eine „Burt“. Das war ungefähr drei Leintücher voller Heu.
Ich habe da meistens den Pfalz da so um die Schultern gehabt und dann haben wir uns halt abgewechselt. Von da weg eineinhalb Stunden bis wir oben waren. Immer so lange man es halt gepackt hat. Gefreut haben wir uns dann erst beim runterfahren. Ich war immer hinten, mein Bruder war ja drei Jahre älter, der war vorne, der hat gelenkt. Und als er gesagt hat: Albin, du musst bremsen, da geht es runter. Da war ich… ich war immer so ein bisschen ein Spitzbub, da habe ich extra ein bisschen geschoben, habe mich extra ein bisschen reingehängt, und nicht gebremst. Und dann ging es halt bergab und da war so ein Sumpf. Auf einmal dann – zack – ; ich habe es ja weich gehabt aber mein Bruder ist dann unten gelegen. Mit einer Seite ist er an einen Stein gekommen und dann war der Schlitten kaputt. Natürlich war dann… ich war nicht schuld, mein Bruder war schuld vom Vater aus. Das war immer so eine Sache.
I: Was hat er dann gesagt?
A: Ja nicht aufpassen, ich habe euch doch gesagt ihr sollt langsam fahren. Mein Bruder hat dann schon gesagt, ja wir haben nicht mehr bremsen können. Er hat nicht gewusst, dass ich nicht gebremst habe. Ich habe mich auch nicht getraut was zu sagen.
I: Und du? Hast hinten gelacht?
A: Ja das war immer so. Ich war immer so… ein bisschen ein Spitzbub. Ja das war so….
Holzliefern, mit dem Mist fahren, alles hat man im Winter gemacht. Das war dann, was mir noch in Erinnerung geblieben ist, bis 1958 haben wir keinen Traktor gehabt. Da hatten wir nur ein „Meih“, ein „Meih“ waren Kühe oder Ochsen. Das weiß ich noch, die hat man lernen müssen. Du hast hinterher gehen müssen mit der Peitsche. Und wenn einer nicht mitgezogen hat, hat man den ein bisschen antreiben müssen. Das weiß ich noch ganz gut. Im Winter sind wir dann mit dem „Mistgrotten“, auf dem Schlitten, das war leicht zu lernen. Wenn sie dann unruhig geworden sind im Schnee draußen und wenn sie eingebrochen sind.
Aber die haben dann richtig schön gezogen, da sind sie im Holz zwei, zweieinhalb Stunden unterwegs gewesen mit den Stämmen. Das war das Brennholz, das hat man dann im Frühjahr aufgeschnitten. Das ganze Los.
Und im Sommer halt, auf das Feld gehen. Und da waren dann auch schöne Zeiten und auch schwere Sachen, die wir nicht so gerne gemacht haben. Im Herbst haben wir immer viel Getreide gehabt. Und das Schneiden… „Ihr kommt nach der Schule zum Muanas.“ Wo es runter geht, und die Mami die hat schon alles von der Hand mit der Sichel [geschnitten]. Und die Garne waren alle schön da. Aufbinden, hat es geheißen. Das war eine Sauarbeit. Da hast… das haben wir sonst eigentlich gut gekonnt, aber das letzte Ding, die Schleife rausziehen, da hast du dann so wunde Finger gehabt. Das vergesse ich nie.
Das war das allererste, an das ich mich zurück erinnern kann.
Da sind wir hinaus gefahren zum Heu holen. Das war in der Besatzung, da waren ja die Franzosen da. Und ich vergesse das bis heute nicht, da auf den Scheunentoren da waren die Nummern, das war die Kompanie und die Kompanie. Und ich sitze da drinnen wo der Doktor war, der Schalber, das Schalber Hotel. Da raus sind wir gefahren Und auf einmal kommt ein Pferd. Ich schau so hoch. Und mit der Uniform und so ein richtiger Bart und halt… so richtig angezogen, komisch, bei uns im Sommer ist man ja fast frei. Aber die waren richtig in Uniform. So richtig, die hätte man auch im Winter [angehabt]. Wie sagt man, was für die Kälte gut ist, ist für die Hitze auch gut. Oder so ähnlich. Aber mehr weiß ich nicht… ich weiß nur, für mich was das so eine beängstigende Sache. Zum einen, dass der so weit oben gewesen ist, die haben so große Ross gehabt, nicht die Haflinger wie wir. Und er hat auch nicht Deutsch können.
Aber er hat etwas in der Hand gehabt. Er hat gesagt, das kannst du essen. Das hat eine Zeit lang gedauert, bis ich mich das getraut habe. Ich habe noch nie eine Schokolade gehabt. Was war das? Hartes Brot mit Schokolade, als wenn man das eingetunkt hätte. Das war meine erste Schokolade. Da war ich vielleicht… da war ich vielleicht 4 Jahre oder so. Das vergesse ich… das habe ich nie vergessen.
Wenden, wenden, wenden und der hat immer geschüttet, geschüttet, geschüttet. Und dann war der Beton fertig. Mischbeton. Ohne Mischmaschine.
In der Schule war ich ein bisschen ein „Schlankl“, immer, gerne gelernt habe ich nie. Also in der Schule war ich nie so… kein Vorzugsschüler, gell. Aber wenn es, wenn es eben in dem Arbeitsding, habe ich mir alles angeschaut, wie es gemacht wird, und dann habe ich es aufgenommen und habe es nachgemacht, nicht. Also man hat das so gelernt. Wenn man Interesse hat, kann man alles lernen, nicht. Und das war bei uns eigentlich auch so.
Mein Bruder, der ist in Imst in die Schule gegangen. Des war auch immer so, mein Bruder, der hat gesagt, du „Schlamperer“. Der hat immer mit mir geschimpft, du „Schlamperer“. Und ich habe immer gesagt, du „Sekteler“, du bist, du bist zu genau, gell. So haben wir uns gegenseitig ein bisschen… Das war aber durch die Bank immer so. Und nachher ist es los gegangen. Nachher ist im Sommer, das weiß ich noch genau, ist der Bürgermeister, da vom Hotel Löwen, der Tschiderer, gekommen. „Wilhelm, ich brauche einen Handlanger.“
Ich brauch eine Hilfe. Wir bauen im Schwimmbad oben, gell, da wo heute der Spielplatz ist. Aber es waren keine, keine Klos da. Ja und da hat der Vater gesagt, Albin, der Erwin ist da. Wenn du da gehst, kannst du; das vergisst man nie; das war mein erstes Geld. Dann kannst du das behalten. Ich habe noch nie einen Schilling verdient, noch nie gehabt, gell. Erst später dann. Aber das war mein erstes… Ding. Aber dann ist natürlich alles auf mich zugekommen. Ja, dann kommst du morgen hoch, da ist ein Maurer oben. Und der sagt dir dann schon, was du zu machen hast.
Mischmaschine war überhauptkeine da. Ist logisch. Damals hat es noch keine Mischmaschine gegeben. Da war so ein Zuber, gell, da hat man das Wasser rein gegeben. Jetzt machst du Beton an. Ja wie macht man das. Ja dann hat er mir alles gezeigt und dann muss man rühren, rühren… nachher sagt er, jetzt ist gut, jetzt ist er fertig. Nachher war das erste Mal, hat er gesagt, jetzt holst du eine „Gatza“, eine „Gatza“, jetzt holst du eine „Gatza“. Dann schöpfst du mir das rauf. Ja und ich habe mich nicht fragen getraut, ich bin halt in den Schuppen rüber gegangen und habe mir gedacht, was könnte das sein. Rauf schöpfen, ja. Dann habe ich halt eine Schaufel geholt. Nein, das ist keine „Gatza“, das ist wie eine Pfanne. Und dann habe ich das gefunden. Das ist wie eine Pfanne mit einem langen Stiel, nachher hat man zack – hat man es rauf schöpfen können. Das war das erste Mal, dass ich Beton gesehen habe. Und, und… und den Beton, das wissen ja viele in meinem Alter nicht mehr. Da hat man Sand, so einen Sand gemacht, so einen Haufen. Dann hat man den Sack Zement drauf gestreut. Dann hat man links und rechts, zack – zack – zack – der Andere auch, bis der Haufen weg war. Dann noch einmal zurück. Dann hat der dritte, der musste einen Kübel Wasser nehmen. Dann ist das wieder von vorne los gegangen. Wenden, wenden, wenden und der hat immer geschüttet, geschüttet, geschüttet. Und dann war der Beton fertig. Mischbeton. Ohne Mischmaschine.
Ich war gerne auf dem Bau. Weil meistens war das so – kennt ihr den Waldner, Hans? Mangott, Georg kennt ihr, gell, den Bürgermeister. Das war immer so mein Vorbild. Das war ein guter Maurer. Und ich habe bei ihnen auch viel gelernt. Und genau arbeiten. Das war immer mein Motto. Da war ich dann nicht mehr der „Schlamperer“. Das hat auch jeder hier in Serfaus gewusst, das was der Albin angreift, das passt. Das habe ich von denen zwei ein bisschen, ein bisschen mitbekommen. Wie man sauber arbeitet. Weil der hat immer gesagt, der Waldner, Hans, der ist ja wesentlich älter wie ich… Der hat immer gesagt, Pfusch wird es sowieso von alleine. Ob du es gut machst oder nicht. Pfusch wird es, wenn es einer ist. Aber, aber… sauber arbeiten, dass du dann keine Schuld hast, das ist wichtig.
Das irgendwo hingehören, das Hochkommen: „Guten Morgen!“ Die waren schon wenn sie, wenn sie aus dem Lift raus sind. Die haben dich angeschaut, das Strahlen, das war ganz anders.
Heute, heute als Skilehrer, so wie wir das gehabt haben, das war… ganz selbstverständlich. Nach dem Skiunterricht ist man zum Schalber gegangen oder irgendwo eingekehrt etwas trinken. Da war halt die Live Musik drinnen. Später dann Hotel Rex, hat es geheißen. Und… und da ist man halt gesessen und da haben wir schon auch harte Zeiten gehabt. Ich sag es dir. Vom Trinken her, gell. Du hast ja… Jeder hat eine Runge ausgegeben. Früher war das nicht so teuer. Jeder hat eine Runde ausgegeben. Die Deutschen waren da ganz schlimm für uns. Die haben Bier und Schnaps, immer die zwei Sachen. Und die haben wir natürlich schon manchmal irgendwo wegkippen müssen. Und wir haben dann nachher auch viel, viel… sind wir halt spät nach Hause gekommen und schon ein bisschen… Weil das hast du nicht jeden Tag gepackt. So drei Mal in der Woche musstest du schon mitgehen.
Also Skikurs, heim, dem Vater im Stall helfen, nachher: Was ist los? Nachher kannst du dich 50-mal umziehen, nachher hat man sich wieder waschen müssen, nachher bist du hundemüde, wenn du wieder da bist. Dann bist du bis 12 Uhr da. Die stehen um… um 10 Uhr auf, oder um 9 Uhr auf. Und wir stehen halt um 5 Uhr auf oder um 6 Uhr auf.
Das war der Unterschied, gell. Aber das war schon auch eine schöne Zeit. Aber die haben schon gewartet darauf, bis du hinunterkommst. Auch bis du drinnen bist.
Da hast du schon Kontakt gehabt. Wir haben viel… man hat die Leute auch, ganz normal, hat man die 20, 30 Jahre gehabt. Die sind alle immer wieder gekommen. Da hat man eine Beziehung aufgebaut. Viel persönlicher. Der hat dich angeschaut. Hat es gepasst, dann ist er genau [zu dir] gekommen. Ich habe einen, zum Beispiel, so einen Metzger, der hat eine große Metzgerei gehabt, hat er gesagt. „Zuerst der Albin und dann das Hotel.“ Hat er in der Skischule einmal gesagt. Das war nicht nur einmal, das war oft.
Die Leute waren so… sind so an dir gehängt. Auch die Beziehung war so auf die… du warst ein Zuhörer. Du hast ihnen Sicherheit gegeben beim Skifahren. Die haben sich um nichts kümmern müssen. Des war ja, die haben nichts mehr gelernt. Sie sind jedes Jahr mit dem Alter dann auch langsamer geworden, das war dann auch das Problem. Aber sonst haben sie jeden Schwung gekannt, den der Albin da vorne macht. Und haben sich sicher gefühlt. Das war auch der Hauptgrund. Unterhaltung, Sicherheit und einfach die Beziehung, einfach das… das irgendwo hingehören. Hochkommen, „Guten Morgen!“. Die waren schon, wenn sie aus dem Lift raus sind… die haben dich angeschaut, das Strahlen, da hast du genau gewusst, der freut sich, wenn er mich sieht. Ich habe… die meiste Zeit haben wir auch gestrahlt, nicht. Und da hast schon viel, viel zurückbekommen. Also war schon eine schöne, eine schöne Zeit.
Zusammen etwas machen, weißt du, Gemeinschaft. Nicht jeder nur Konkurrenzkampf. Das hat man eh schon genug.
Mein Vater ist im Januar 72 gestorben. Und der hat mich noch ein bisschen eingeschult. Mein Vater hat das schon getragen. Das heißt er ist zu mir gekommen, mein Nachfolger hat das auch so gehabt. Da nimmst so die Fahne, na da kannst, du musst sie rüber lassen, du darfst sie nicht… wenn du zu schwach bist, legst du sie darauf [auf die Schulter]. Das ist falsch. Du musst sie wegdrücken und tragen, ziehen muss der mit dem Seil. Dem musst du den Druck geben. Und dann bist du auch sicher vom Gegenwind und so Sachen. Wenn du das alles allein trägst bist du hoffnungslos verloren. Wenn der Wind von hinten kommt, musst du zurücklassen, dann hat er [der Seilzieher] alles gehabt. Wenn weniger Wind war bist du vorgegangen. Wenn man da nicht zusammengearbeitet hat, nur dass er da das Seil haltet und vor dir geht das geht nicht. Also du musst zusammenspielen. Der muss genau spüren, was ich mache, ich muss natürlich auch mitgehen. Weil wenn ich sage: Zieh, zieh, zieh! Dann nützt das nichts. Ich muss das ausgleichen, unten. Gell. Das müssen immer die gleichen machen. Der „Zacklerheber“ ist genauso wichtig.
Das war schon ein bisschen Ehrensache, also das ist ganz klar. Da war man schon stolz. Und die Frauen haben das auch geschätzt. Die haben schon auch gesehen, dass ich immer da bin, auf jeden Fall. Also ich glaube kaum dass ich da… krank weiß ich gar nicht ob ich mal [war]. Das hat es damals nicht so oft gegeben, da zu der Zeit.
Und das war wirklich dann so. Da hat man wieder ein Lob bekommen. So alte Serfauser Weiber, gell, da haben wir nachher einen zwanziger bekommen, grad bei Fronleichnam. Oder ganz draußen, die hat immer schon gewartet und hat uns, schnell, wenn das Evangelium war: „Da kommt’s her!“ da haben wir ein Glas Wein bekommen, vom Fenster aus. Das war beim Franz draußen. Und das war, das gehört dazu. Wenn keine Fahne mehr ist, dann ist es leer. Genauso wenn Musikkapelle fehlt oder die Schützen nicht dabei sind. Ja das ist, freilich, das Gebet… die Sachen… Das ist genauso, wie früher immer am Sonntag um 9 Uhr in die Kirche zu gehen, das hat dazu gehört.
Das heißt, es waren auch andere Sachen dabei, nur nebenbei gesagt. Habe ich gesagt, ja ich gehe in die Kirche. Ah ja, den treffe ich sowieso in der Kirche, oder nach der Kirche. Und wenn es nur auf dem Kirchplatz war. Das war auch mit drinnen. Einfach das Gespräch. Und mit den anderen natürlich immer ins Gasthaus gehen, ein bisschen Politisieren, ein bisschen Karten spielen. Das haben wir auch immer gemacht. Bis 12 Uhr. Manchmal auch ein bisschen länger.
Die Jungen sagen die heute, beten kann ich auch zuhause. Aber wir sind, wir haben das… 9 Uhr in die Kirche gehen, in das Hochamt, Hochamt war das damals. Das war schon sehr wichtig. Da hat man uns nie etwas zu sagen brauchen, von den Eltern aus. Nur was früher schon aufgehört hat, wir sind ja jeden Tag in die Frühmesse gegangen, um halb 7. Und dann in die Schule hinauf. Das war ein langer Tag für uns Kinder.
I: Jeden Tag?
A: Jeden Tag. Ja da hat es selten mal was gegeben. Buben, aufstehen. Ich möchte lieber so einfach aufwachsen wie wir, wie wir das gemacht haben. So zufrieden. Ohne Sorgen eigentlich. Wir haben keine Sorgen gehabt. Der Feind ist nur der Luxus. Den musst du – das musst du packen, das geht nicht. Das Niveau ist fast schon zu hoch. Aber so, so haben die Kinder es ja schön. Die Schule ist da, alles. Bis sie dann selber in das Leben raus müssen, haben sie es eigentlich schön. Nur dann wird es wahrscheinlich ein bisschen schwieriger für viele. Aber sonst möchte ich nirgendwo anders hin. Ich könnte mir nicht vorstellen, im Tal unten zu leben.
Das Gemütliche. Und der Zusammenhalt von den Leuten. Und dass ich mich auf jeden Verlassen kann. Wenn ich jetzt zum Beispiel etwas ausmache oder wenn ich Hilfe brauche und der sagt, der sagt ja, nachher passt das und ist Handschlag Qualität. Zusammen etwas machen, weißt du. Gemeinschaft. Nicht jeder nur Konkurrenzkampf. Das hat man eh schon genug. Nur Gemeinschaftsdenken, darum… das ist ja vom Kindergarten an und alles wichtig, dass sie so aufwachsen können. Und miteinander arbeiten.