P: Der Neid ist halt gewesen, der Neid. Ich bin 19 Jahre gewesen und beim… da habe ich in Landeck in drei, in zwei Geschäften Milch verkauft. Und beim Zeins bin ich gewesen und da hat mein Mann zahlen wollen, weil er ein Brot schuldig war. Und da habe ich meinen Mann das erste Mal gesehen. Und, und nachher haben wir uns kennen gelernt und nach 14 Tagen haben wir nachher… ja nach drei Wochen haben wir nachher geheiratet.
Ja, er hat mir ein Angebot beim Tanzen gemacht. Er hat gesagt, du bist eine Frau, eine Frau zum Heiraten. Und dann ist das so schnell gegangen. Er hat, er hat ein Ding… eine Verkäuferin hat er gebraucht, und ich bin eine gewesen. Und dann ist das losgegangen. Und er hat mich nicht mehr losgelassen. Er will mich einfach und fertig. Und nachher bin ich halt in das Geschäft gekommen. Und in die Stube rein. Und da haben wir einen Herd gehabt, und einen Kübel, einen Wasserkübel. Und einen, so eine Essecke und mehr haben wir eigentlich… und, und eine Couch hat mir noch die Tante gekauft. Wir haben nichts gehabt, gar nichts. Ein Radio haben wir noch gehabt und mein Bild ist drauf gestanden. Weil der Erwin hat es aufgestellt. Ja, man hat mich nicht mögen, aber man hat… Ich habe mich da nie unterkriegen lassen. Ich habe mich da nicht geärgert und gar nichts.
Wie ich angekommen bin haben wir einen Spaziergang gemacht, dann hat er mir gezeigt, da ist da unten der Platz gewesen. Der ist so ein eckiges Zeug. Und spitz ist es geworden und… und mit dem Platz, also das! Da hab ich gesagt, was willst du da bauen. Da hat er gesagt: Ja, da bauen wir jetzt ein Haus. Nachher habe ich gesagt: Ja, da kannst einen Kiosk hinein bauen, das ist ja viel zu klein. Nana, da hat schon ein Haus Platz. Nachher ist es soweit gekommen, nachher hat er angefangen zu bauen. Und dann, da haben wir die ganzen Abstände, alles haben wir eingehalten, aber die Leute sind so neidisch gewesen und haben uns nicht, weil er ist ja ein guter Verkaufsmann gewesen. Und manche haben ihn gemocht, und manche nicht. Aber es ist halt immer ein Unfrieden, Unzufrieden sind sie alle gewesen. Das hat ihnen nicht gepasst, und das… Und da haben wir einstellen müssen. Wir haben im Keller gewohnt. Und das ist der Neid gewesen. Und da sind viele, viele Gemeinderäte haben mitgeholfen. Und alles ist halt ein bisschen.
I: Aber wie bist du damit umgegangen? Wenn die Leute so neidisch waren?
P: Nichts. Nichts. Ich habe Arbeit gehabt. Ich bin 5 mal schwanger gewesen. Ich bin, ich bin… wir haben da nachher gewohnt. Ich freue mich heute noch, wie gut es mir gegangen ist. Weil ich habe keine Probleme gehabt. Das ist unser Leben gewesen. Aber wir haben nie Probleme gehabt. Mein Mann nicht und ich nicht und auch die Kinder nicht. Wir haben halt eng gewohnt und, und auf das Haus haben wir warten müssen, bis es fertig war. Aber sonst habe ich keine Probleme gehabt. Ich bin eine Tochter von einem Rechtsanwalt. Das hat mich nie gestört. Wenn einer mich nicht mag, dann lass ich es, gehe ich. Das spüre ich. Und wenn ich einen Menschen nicht mag, das wenn die Gäste kommen und er ist mir nicht sympathisch, dann ist bei mir mit dem schon Schluss. Wenn er mich nicht mochte, mei das sind ja alles so „Planschi“ gewesen, weißt du, die haben ja noch gar nicht richtig denken können. Na ich hab mich da nie aufgeregt.
I: Aber das macht…
P: Aber immer neidisch, immer neidisch, wenn man da was gemacht hat, sind sie wieder neidisch gewesen. Nachher hat man wieder gemerkt, wie böse sie sein konnten. Aber das ist kein Problem gewesen, sie haben uns nichts tun können. Sie haben mir gar nichts tun können, die haben ja alle nichts gehabt. Und, und nachher wenn wieder der Neid da gewesen ist, der Neid. Und jetzt können sie nichts mehr sagen, weil sie alle selber etwas haben. Aber das können wir vergessen das ist nicht so schlimm gewesen, wir haben es dann geschafft.
Wenn ich wieder gestillt habe, dann ist wieder einer gekommen, der wieder die Rechnung bezahlt haben wollte. Dann hab ich wieder einpacken können.
Wir haben keinen Luxus gehabt, wir haben gar nichts gehabt. Und in der Früh sind wir aufgestanden, die Kinder haben… ich habe ein Mädchen gehabt. Und nachher bin ich… haben wir miteinander gefrühstückt. Ich bin nachher natürlich, wenn ich fertig war, dann bin ich in das Geschäft. Dann bin ich bis 10, 11 im Geschäft gewesen. Dann bin ich wieder einmal schauen, was es da zum Essen gibt. Dann bin ich wieder rüber. Ja, es ist halt immer gut ausgegangen. Ich habe das leicht geschafft. Und die Kinder, die ich hintereinander bekommen habe, die habe ich im Bauch herum getragen. Das war kein Problem. Die habe ich gar nicht gespürt und… Und ich habe mich auch gefreut dass da was drinnen ist und fertig. Und nachher sind sie auf die Welt gekommen und nachher hat man halt ein bisschen mehr Arbeit, man muss schauen dass die Kinder etwas zu essen haben und gestillt werden und das ist alles aus…
Wenn ich wieder gestillt habe, dann ist wieder einer gekommen, der wieder die Rechnung bezahlt haben wollte. Weil das ist der Obsthändler gewesen. Dann habe ich wieder einpacken können. Das ist; es ist halt immer etwas gewesen. Dann sind die Vertreter gekommen, dann habe ich wieder fertig machen müssen. Dann hat es schon wieder 12 geläutet. Wenn ich etwas machen musste, habe ich das auch so gemacht, dass es richtig war. Was hätte ich denn machen sollen? Ich habe keinen… ich habe alles so gemacht, wie es sich gehört hat und ob es streng war oder ob ich viel Arbeit gehabt habe, das ist mir alles gleich gewesen.
Wenn viel war, dann hat man viel gearbeitet. Und dann das Personal, das habe ich auch noch im Griff gehabt, gell. Da hat einmal eine gesagt: Ja, ich bräuchte eine Arbeit. Dann haben sie gesagt: Der Patscheider bräuchte in Serfaus eine. Aber ich kann die eines sagen; hat er gesagt: Pass auf, er wäre ja ein Feiner, aber sie…. Das ist auch nicht wahr gewesen. Ich habe nie einen Streit gehabt, nie. Und wenn einer, wenn eine nicht getan hat, dann habe ich gesagt: Jetzt gehst du zum Chef hinauf. Und habe ihn angerufen, von unten nach oben. Habe ich gesagt: Du, ich schick dir jemanden. Nachher sind sie rauf gegangen und am Retourweg sind sie dann gekommen und dann haben die Anderen schon gewartet: Was hat er gesagt, was hat er gesagt? Ja Mädchen, wenn du nicht arbeiten willst, dann musst du heim gehen.
Das Schönste für mich, habe ich mir heute in der Früh auch noch einmal gedacht, wenn ich, wenn ich in Ruhe arbeite. Wenn mich jemand in Ruhe arbeiten lässt.
Und wir haben genauso gelebt wie die Mama, mit nichts.
Meine Mama hat ein schlimmes Leben gehabt. Also sie ist aufgewachsen ohne Eltern. Und vor allem hat sie viel bei Pfarrern gewohnt. Und da sind dann die Arbeiterinnen bei dem Pfarrer, wir sagt man… Die waren immer böse. Und nachher hat sie meinen Papa kennen gelernt und nachher hat sie den heiraten können. Weil er wollte sie, und meine Tante in Landeck, die wollte sie nicht. Jetzt hat er die Hochzeit absagen müssen wegen der Tante. Der Papa ist kein Papa gewesen. Er ist ein Studierter gewesen, den hast du vergessen können. Und nachher hat er sie aber doch geheiratet. Dann hat sie 5 Kinder bekommen und die Mama hat nichts gehabt. Und wir haben genauso gelebt wie die Mama, mit nichts.
Wir haben eine Tante gehabt, da haben wir einen Obstgarten gehabt, aber meine Mama ist arm gewesen. Weil mein Papa der hat für uns gar nichts übrig gehabt. Er hat nachher auch ein bisschen getrunken und… ein eigener Mann war das nachher für die Mama.
Meine Mama war der Pfeil, der uns gerade aus gebracht hat, alle. Meine Brüder sind auch alle etwas geworden und sind brav und sind fleißig.
Wenn sie etwas gesagt hat; nachher haben wir doch nicht zurück geredet, dass wir einmal frech waren oder etwas. Das hat… da hätten wir etwas erlebt. Sie ist nicht böse gewesen. Aber das hat sie halt nie vertragen. Wir haben wenig Gewand gehabt, wir haben wenig Schuhe gehabt, wir haben alles nicht gehabt. Und wir haben, wir haben die Auswahl nicht gehabt, dass wir etwas anderes haben. Wenn die Mama uns etwas gebracht hat, dann haben wir es angezogen, wie die Kinder halt. Wir haben doch von der Welt noch gar nichts gewusst. Das ist eine andere Welt gewesen. Heute kennst du dich ja gar nicht mehr aus. Da ist so viel Zeug was die Kinder haben, was wir gar nie gesehen haben.
P: So, da zeige ich euch meinen Mann, keinen Lieben, verlässlichen Mann, treuen Mann. Aber leider… ist er wieder… der gleicht ja ganz dem Franz.
Er hat jeden mögen, er hat immer alles für uns getan. Er hat sich gefreut, dass er mich bekommen hat. Und… wir haben nicht viel gebraucht. Wir sind gut ausgekommen. Er war treu, er war mit den Leuten, mit den Gästen; er hat doch so viele Leute gekannt. Der ist ja… ja mein Mann und ich… haben doch überhaupt kein Problem gehabt. Er war in der Werkstatt, er war im Skiverkauf, er ist nachher wieder mit dem weißen Mantel hinter der Wurstvitrine gestanden. Mei er ist ein guter Geschäftsmann gewesen. Er hat ja alles alleine machen müssen. Aber schon 10 Jahre vorher, bevor ich gekommen bin. Und jetzt hat er halt, hat er halt eine Hilfe mit mir gehabt.
Und es hat alles gepasst.
I: Wenn ihr jetzt nach drei Wochen geheiratet habt, ist das trotzdem die große Liebe gewesen oder wie war das?
P: Ja, nur! Wieso soll man da nicht nach drei Wochen genug haben oder nicht mehr mögen oder was? Den habe ich doch immer gemocht.
Er war so ein netter Mensch. Und ein Skilehrer, alles hat er gemacht. Jedem hat er die Ski hingestellt, wenn sie mal eine Vorführung machen mussten. Und Geld haben die auch keines gezahlt. Darum hat er alles verschenkt. Er hat mehr verschenkt als wie, als wie… es hat ja niemand etwas gehabt von den Skilehrern. Und nachher wie er gestorben ist – da möchte ich nicht erinnert werden.
Das geht nicht. Da bin ich nachher da mit 5 Kindern dagestanden und es ist alles weitergegangen. Und ich habe einfach weiter gemacht wie ich immer gewesen bin. Aber… die Leute haben schon, haben mich schon bemitleidet auch und nachher habe ich wieder gehört: Er ist der Geschäftsmann gewesen, jetzt geht sie bankrott. Aber jetzt hat sich das alles geändert. Das war früher eben nicht so. Früher ist man neidig gewesen, wie man das…. Wir haben das Haus gebaut, wir haben draußen gebaut, Patschi Pub. Nachher ist das, also unten sind wir einfach aus den Nähten geplatzt. Und nachher mussten wir die ganze Wohnung raus reißen und mussten draußen wohnen. Nachher ist das oben auch ein Geschäft gewesen. Und nachher ist, ist das wieder zu klein gewesen, nachher haben wir da drüben gebaut. Und drüben hat es nachher wieder geheißen: „Der hurra Patsch, jetzt baut der mitten ins Dorf auch so eine große Hütte.“ Aber jetzt schau mal die großen Hütten an, wo die jetzt stehen.
Ich vermisse ihn, das auf jeden Fall. Aber ich hab die; habe die starken Kinder gehabt. Und mein Mann ist auch einer gewesen, der hat auch lieber mal wieder einmal ein schönes Leben gehabt, der macht sich das schönere Leben. Und da denke ich eigentlich gar nicht; Er ist so ein guter Mann gewesen, der ist in den Himmel hinauf.
Er hat ja mehr verschenkt und, und… ist immer gut gewesen mit meinen Kindern. Und jedes Kind, das auf die Welt gekommen ist, hat er gesagt: Ja du bist mein, du bist mein… du machst mir die Abteilung wenn du groß bist. Er hat immer mit den Kindern am Abend geredet. Weißt. Und sie auf den Schoß genommen. Mein Vater hat mich nie…. So war das.
P: Also mit meinen Kindern, kann ich nur sagen, dass ich mit meinen Kindern die glücklichste Frau bin.
Weil sie haben auf jeden Satz, den ich gesagt habe, gefolgt. Weil ich bin von meiner Mutter als Lehrerin, in Landeck ist sie gewesen, da habe ich folgen gelernt. Die [Kinder] haben überall können ein… ah… hintreten und die Arbeit haben sie gemacht. Obwohl ich denen nie etwas zeigen hab müssen. Weil ich habe… sie haben alles gesehen, was wir gemacht haben. Sie sind immer da gewesen, wenn wir sie gebraucht haben, sind sie da gewesen und sie haben alles können. Die haben alle mit uns gearbeitet. Jeder hat gewusst, was er hat.
Der eine hat das, die andere muss das machen, und der andere muss das machen. Und Lebensmittel haben die zwei – haben zwei gemacht. Nachher Textilien eine, im Keller ist der Franz gewesen. Der ist ja sowieso nachher der Chef schon von uns allen miteinander gewesen. Und… es ist… ich habe sie nie kritisieren müssen. Nie. Und gestritten, streiten tun die überhaupt nie. Und sie halten zusammen. Und wenn einer einen Groschen braucht und wenn er keinen hat, dann kriegt er den. Und jeder hilft dem Anderen.
I: Was macht dich denn glücklich im Leben?
P: Mich? Ah was macht mich…. Alles. Alles, was ich erlebt habe. Meine Kinder sind immer nett, mit den Leuten. Die Leute mögen sie gerne. Und das Geschäft ist nachher normal gegangen, als sie [die Leute] mal gemerkt haben, da ist jetzt eh ein Anderer der da aufmacht, jetzt machen die nicht mehr so viel Geschäft. Jetzt sind sie vielleicht zufrieden. Aber ich muss… ich bin immer glücklich gewesen. Und die Kinder, die halten so zusammen und sind richtig… ah…. Nicht, nicht, die machen alles zusammen. Der eine schaut, wie geht’s dem anderen und jeder – alle sind sie Patscheider.