Bei jedem Abendessen ist gesungen worden:
Wenn des Winters Stürme brausen über Berg und Tal. Wir Lawinenhundeführer wachen überall.
Ich habe 8 Jahre die Volksschule in Serfaus besucht. Und dabei hat man immer bei der Landwirtschaft mithelfen müssen, die ganze Familie. Wir haben eine ziemlich große Landwirtschaft gehabt, der Vater ist Viehhändler gewesen. Er hat immer sehr viel Vieh mitgebracht und wieder verkauft, und da ist immer Arbeit gewesen. Schon als kleine Kinder haben wir auf dem Feld und überall mithelfen müssen. Das 58er Jahr war ein schwieriges Jahr, da war ich gerade 11 Jahre alt. Da ist meine Mama nach einer Gallenoperation im Krankenhaus Zams verstorben. Der Vater war bei der Musik[kapelle] und ich war Ministrant. Bei der Herz-Jesu Prozession ist jemand auf den Muiren gekommen und hat den Vater geholt. Er ist dann weg und sofort mit dem Taxi auf Zams gefahren, weil es der Mama so schlecht gegangen ist. Danach sind wir Buben am Herz-Jesu Sonntag ein Stück am oben Berg gewesen, Bergfeuer anzünden. Da hat das Sterbeglöckchen geläutet. Wie wir bei den Bergfeuern waren. Da wusste ich, was los ist. Ja und so ist es halt… wir mussten weiter machen.
Danach, als Mama gestorben ist. Vater war für die Hüteschaft zuständig, hat die Hirten anstellen müssen. Dann ist auf einer Alm der Hirte mit allem davon. Jetzt habe ich den Sommer zu dem Vieh hinauf müssen. Ein älterer Serfauser hat sich bereit erklärt hinauf zu gehen und zu hüten. Aber er braucht einen Bub, alleine kann er das nicht. Also habe ich, mit 11 Jahren, trotz der Schwierigen Dinge daheim, auf die Alm rauf müssen. Und ich bin den ganzen Sommer als Hirtenbub auf der Alm gewesen. Das waren oft schwierige Tage, weil der Hirt oft den ganzen Tag weg war. Wenn er einkaufen gegangen ist, dann ist er irgendwo auf der Alm in ein Lokal eingekehrt. Und bis er dann wieder zu uns in die Hütte gekommen ist, ist es meistens Nacht geworden. Aber er hat immer etwas gekocht oder etwas zum Essen mitgebracht. Und er hat mich immer verpflegt. Das war einfach so. Das hat sein müssen. Und man ist damit fertig geworden. Wenn man das heute einem 11 Jährigem sagt, wäre das schwierig. Viele Tage bin ich alleine bei dem Vieh oben gewesen, habe immer mit dem Vieh zu tun gehabt und immer gut darauf geschaut. Ich habe mir auch früher ein paar Schilling verdient. Weil es daheim schwierig gewesen ist.
Ich habe wie gesagt so mit 10, 11 Jahren…. Jede Woche ist einmal der Tierarzt nach Serfaus gekommen. Dem habe ich den Medikamentenrucksack tragen müssen. Der Vater war im ganzen Dorf für das Vieh zuständig. Er hat mit Medizin und Hausmitteln immer den Bauern geholfen. Und so hat sich jeder, wenn etwas auf einem Bauernhof war, bei dem Vater gemeldet. Und wenn am Samstag der Tierarzt gekommen ist, habe ich gewusst, wo ich mit ihm hingehen muss. Und so sind wir halt von Stall zu Stall gegangen, mit dem schweren Rucksack. So ist das bei uns daheim gelaufen.
1962 dann hat ein Tischlermeister neu angefangen, da in Serfaus. Und der hat gefragt, ob ich nicht Tischler lernen möchte. Zu ihm gehen möchte als Tischler. Da habe ich mit ihm den Betrieb angefangen, er hat angefangen. Da haben wir die Maschinen abgeladen, in so einer kleinen Werkstatt. Und da habe ich mit ihm als einiger Lehrbub eine Tischlerlehre angefangen.
Das Einzige was ich halt gleich mal gemerkt habe, die Tischlerei, dass das nicht Alles sein wird. Weil ich einfach immer gerne in der freien Natur gewesen bin, auf die Berge gegangen bin, schon als kleiner Bub gerne Berg gegangen bin. Und so habe ich mir gedacht, die Tischlerei, die wird nicht ewig sein. Dass ich da in der Werkstatt bin, in dem Staub. Dazumal hat man auch noch nicht so eine Absaugung gehabt und es ist alles ein bisschen anders gewesen. Nachher ja… als Junge bin ich nicht so ein rasender Schifahrer gewesen, ich bin lieber mit dem Rodel gegangen. Die anderen Buben und der Bruder, die sind immer schon lieber Ski gefahren. Ich bin nicht so fanatisch gewesen.
Aber mit einmal ist das aber gekommen. Ja, Schifahren, und ich habe mich da nachher rein gesteigert. Ich bin nachher in die Schischule gegangen. Und nachher habe ich die Hilfsschilehrer Prüfung gemacht. Und in den Jahren auch immer weiter gebildet bis ich später die Staatliche Schilehrer Prüfung gemacht habe. Was eben gekommen ist, das ist das Berg gehen.
Das Berggehen hat mich immer fasziniert. Und nachher haben sie mich in Ried soweit gebracht, dass ich zur Rieder Bergrettung gegangen bin. 1971 nachher in Ried zur Bergrettung gegangen. Nachher hat es geheißen, warum bist du in Ried bei der Bergrettung, du musst doch zu der Serfauser Bergrettung gehen. Und nachher war Versammlung und gleich mal und nachher haben Sie mich gleich als Ortsstellenleiter gewählt und nachher bin ich natürlich voll eingestiegen. Und es ist eine Mords Aufgabe gewesen weil ich da einfach da die Ortsstelle einfach ein bisschen verwaist gewesen ist. Durch dass das der Ortsstellenleiter im Sommer immer in den Stubaier Alpen und überall gewesen ist. Und nachher haben wir das eigentlich von Neuem eigentlich aufgebaut. Haben wir halt geschaut dass wir einen Bergrettungsraum gekriegt haben, dass wir neue Geräte angeschafft haben und dass wir halbwegs auf einem Stand gewesen ist. So wie es sich nachher gehört. Und so haben wir das immer weitergeführt. Ich habe die Ortsstelle… über 32 Jahre war ich Ortsstellenleiter bei der Bergrettung. Es gibt keinen, der so oft auf dem Furgler war, auf unserem Hausberg. Ich habe immer ein bisschen Strichliste geführt. Ich bin über 660 Mal am Furgler gewesen.
Und ich glaube da gibt es keinen in Serfaus der das zusammenbringt.
Das war mein Hausberg, der Furgler, deswegen habe ich mich da mit der Bergrettung eingesetzt. Das erste Kreuz haben die Kriegsheimkehrer 1958 als Dank, die Männer und Kriegsheimkehrer am Furgler aufgestellt. Und das ist nachher durch den Sturm umgefallen. 1986 habe ich dann als unsere Aufgabe als Bergrettung gesehen ein neues Kreuz zu machen. Und das haben wir nachher alle zusammen geholfen. Haben ein neues Kreuz gemacht und haben wieder ein stolzes Kreuz auf unserem Hausberg aufgestellt.
Angefangen hat es mit dem damaligen, oder mit dem späteren, Bürgermeister, auch ein Bergkollege, Mangott Georg. Wir zwei sind sehr viel miteinander in die Berge gegangen. Und da haben wir uns gesagt: Das kann nicht sein, dass in Serfaus kein Bergführer ist. Dass wir keinen Bergführer dahaben. Und dass dann einer von auswärts kommt. Und da müssen wir etwas tun. Ja. Und so haben wir uns beide entschlossen, die Aufnahmeprüfung für Bergführer zu gehen.
Das ist alles eine schwierige Sache gewesen. Dann sind wir halt ins Stubai die Bergführer Aufnahmeprüfung machen gegangen. Wir haben uns vorbereitet, sind viel Klettern gewesen. Im Klettergarten in Zams und überall. Und wir haben und vorbereitet und wir haben eigentlich beide die Aufnahmeprüfung geschafft. Der Georg ist aber Schischulleiter gewesen und im Winter danach war der erste Winterkurs für die Bergführer Prüfung. Da hat der Georg gesagt: „Ich kann nicht weg, Max. Du musst schauen, dass du weiter machst, weil ich kann nicht von der Schischule weg. Du musst einfach schauen und weiter machen und den Bergführer machen.“
Und da bin ich halt alleine in den Winterkurs und dann halt das Klettern… im Dachstein und im Gesäuse und überall wo die Kletterausbildung gewesen ist für die Bergführer. Da bin ich überall hin und habe meine Prüfungen gemacht. Bis ich halt dann die Abschlussprüfung zum Bergführer gemacht habe.
Ich habe da auch schon Familie daheim gehabt und da fängt man doch an, wenn man klettert, ein bisschen anders zu denken wie ein 20-Jähriger, der heute alleine ist. Die sind draufgängerisch. Da macht man sich halt doch ein bisschen mehr Gedanken und schaut halt genauer wo man hin greift und wie die Sicherung geht. Und das ist dann auch echt eine schwierige Aufgabe gewesen. Aber ich habe alles gemeistert.
Ich bin eigentlich als Serfauser bis jetzt der letzte Bergführer. Es hat noch kein Junger die Prüfung gemacht und es ist auch eine schwierige Ausbildung und ein schwieriger, schwieriger Beruf, muss man sagen. Ein schöner, aber schwieriger Beruf.
Ich habe das dann ein bisschen aufgebaut und Touren über den Tourismus Verband ausgeschrieben. Nicht nur da, in Serfaus, ich habe auch in den Ötztaler Alpen und im Südtirol Touren gemacht. Überall hin habe ich meine Touren gemacht und habe halt geschaut, dass ich wieder ein bisschen Geld auch für die Familie zusammengebracht habe.
Gut, im Herbst, wenn die Bergführerei vorbei gewesen ist bin ich nachher in die Tischlerei und habe ausgeholfen. Da sind eigentlich alle froh gewesen, gerade im Herbst, wenn viel Arbeit gewesen ist. Dann bin ich in die Tischlerei zurück und habe ausgeholfen.
Und das hat mir auch sehr viel geholfen, als ich 1972 gebaut habe. Ich habe Anni, meine Frau, kennen gelernt. Sie kommt aus Kauns und hat im Schwarzen Adler als Kellnerin gearbeitet. Ich bin ja gerade in der Nachbarschaft gewesen. Und so haben wir uns kennen gelernt und dann da oben gebaut. Zuerst natürlich nur ein kleines Haus mit 7 Zimmern und 15 Betten. Aber da bin ich froh gewesen, dass ich beim Bergführen Leute kennen gelernt habe, die dann zu uns ins Haus gekommen sind und die Betten gefüllt haben. Das ist dann wieder ein bisschen Geld gewesen. Denn so ist der Tourismus damals noch nicht gelaufen. So wie heute, dass man baut, aufsperrt und gleich schon alles voll und ausreserviert ist. Das hat es dazumal noch nicht gegeben. Da ist man froh… bin ich natürlich froh gewesen, dass ich mit der Bergführerei Leute kennen gelernt habe, die zu uns ins Haus gekommen sind, Sommer wie Winter. Da haben sich dann Kameradschaften und Freundschaften gebildet.
Max Tschuggmall
*1947
Ein Leben für die Berge
Bereits im Alter von 11 Jahren muss Max erfahren, was es heißt, ohne Mutter aufzuwachsen.
Die Sommer als Hirtenbub haben ihn geprägt.
Während seiner Ausbildung zum Tischler beweist Max sein handwerkliches Geschick, merkt jedoch bald, dass die Berge seine große Leidenschaft sind.
Als Bergretter, Skilehrer und Bergführer macht er schließlich sein Hobby zum Beruf.
Was bei Max auch nicht fehlen darf? Das ist die Musik!