C: Weil da eine Bombe direkt in den Misthaufen hinein ist. Unser Haus war rosa. Das war, als wenn es die Masern hätte.
I: Du bist ja 1935 geboren.
C: Ja.
I: Das heißt, du hast auch den Krieg miterlebt.
C: Oh ja. Oje. Viel. Das war schlimm. Da darf ich gar nicht anfangen. Weil da werde ich nicht fertig. Ja… mein Vater war lange im Krieg. Da hat Mami unbedingt wegmüssen, von der Stadt auf das Land. Und derjenige, der Fahrer von dem… von dem Lastauto oder Bus, ich weiß gar nicht mehr, was es war. Der hat gesagt: Frau Decker; hat er gesagt zu meiner Mama; Bitte fahren sie dort nicht hin. Dort ist im Wald ein Flughafen. Und meine Mutter hat gesagt: Ja, mein Mann hat das so gewollt und wir fahren hin. Ah ja. Eines Tages, an einem weißen Sonntag, ist ein Bombenangriff auf das Dorf gewesen. Bzw. auf das Stationierte… Zeug was da gestanden ist. Ja, und nachher, da haben wir lange… haben wir im Bunker – das war kein Bunker, das war ein Erdäpfelkeller! Da war der Hund dabei mit einem Haufen Flöhe. Und ja, da haben wir halt nachher da gehaust und dann sind die Bomben geflogen im Dorf. Und da ist dann hinter dem Haus, neben dem anderen Haus, da wir der Misthaufen. Und am Misthaufen da ist Jauche und so. Und weil da eine Bombe direkt in den Misthaufen hinein ist. Unser Haus war rosa. Das war, als wenn es die Masern hätte.
Ich möchte ihn nicht mehr mitmachen, den Krieg. Nein. Als wir noch in Fürth waren, und es wurde Alarm gegeben, und wir waren in der Schule, das war etwa sechs Minuten von zu Hause weg. Und da haben wir, die wo in der Nähe waren, die haben heim dürfen. Und da war ich auch dabei. Und… und da sind wir gegangen und die Bomben sind geflogen. Und wir sind schnell heim und haben geschaut, dass wir den Keller erwischen. Ja… das war nicht schön.
Angst. Angst haben wir gehabt. Und meine Mama. Ich war die Älteste. Dann der Eugen und der Robert, der war noch ein Baby. Und die anderen zwei sind dann später gekommen. Ja. Na das war furchtbar.
C: Ich habe wohl einen Schilehrer gehabt, aber mit hat er es nie gezeigt. Wahrscheinlich hat er Angst gehabt, dass ich zu viel auf der Piste bin.
Die Lehrzeit habe ich ein Jahr länger machen müssen. Weil sonst hätte sie mich nicht genommen. Weißt du, die haben noch machen können was sie wollten. Nachher hat es halt anstatt drei Jahre vier Jahre gegeben. Na, aber es hat auch nichts geschadet. Ist auch vorbei gegangen. Es war zwar nicht gerade die schönste Lehre, sie hat noch einen Hund gehabt. Mit dem habe ich immer spazieren gehen müssen. Der hat immer gebellt und gebellt. Da habe ich jedes Mal, wenn ich die Treppe hinauf bin – sie hat im 4. Stock gewohnt – jedes Mal habe ich ihn am Halsband so gepackt und hinaufgetragen. Da hat er dann nicht bellen können. Na, furchtbar!
I: Und dann bist du mal nach Serfaus auf Urlaub oder wie war das?
C: Ja, mit einer Kollegin die in der Schneiderei war. Da sind wir mal da hergefahren. Im Sommer. Der Winter war für uns viel zu teuer. Das hätten wir nicht machen können. Man hat ja kein Geld gehabt. Man hat ja alles Glanzzeug zusammengesammelt, dass man einmal in den Urlaub fahren konnte.
Ihr Freund ist nachher mal hergekommen, und ich habe keinen gehabt und nachher… Hier im Haus habe ich gewohnt. Und da hat mein Mann gewohnt. Er war hilfsbereit und halt nicht so nachtragend. Und ich bin auch nicht nachtragend. Also es hat halt einfach so gepasst.
Aber damals hätte ich nie, nie gedacht, dass ich da her heirate. Nie. Aber… so ist es. Es kommt halt dann doch anders, als wie man denkt.
Das war halt für mich ganz fremd. Eine Landwirtschaft. Ich bin von Beruf Schneiderin und eine Landwirtschaft mit Kühen im Stall… wenn ich die Kühe anhängen sollte habe ich mich nicht getraut. Allerdings auch ein bisschen mit Hintergedanken, dass ich es nicht immer machen muss.
Er hat die Leute angesprochen, et hat mit den Leuten immer geredet, und nicht so… nicht eingebildet. So wie er war, war er so ein echter Tiroler.
I: Hast du bei ihm Schifahren gelernt?
C: Ich habe wohl einen Schilehrer gehabt, den die Gäste sehr geliebt haben. Aber ich habe Schifahren nicht gelernt. Mir hat er es nicht gezeigt. Wahrscheinlich hat er Angst gehabt, dass ich zu viel auf der Piste bin.
So ist es. Es kommt halt dann doch anders, als man denkt.
Im Urlaub bin ich da gewesen, da habe ich meinen Mann kennen gelernt. Mit hat es gut gefallen. Aber wenn du gesagt hättest, ich müsste hier mein Leben verbringen, na dann hätte ich gesagt, du spinnst. Das hätte ich nie gemacht.
Das war halt damals ein richtiges Kuhdorf. Weißt du. Da war nichts los. Gegen jetzt, das ist ja kein Vergleich. Naja, früher war das alles… wie soll ich denn sagen… Jetzt ist mehr Trubel und mehr… wie soll ich denn sagen. Und mehr lebendig. Und Früher war das alles so ruhig, gediegener. Besser kann ich auch nicht sagen. Es hat auch sein für und wider gehabt. Ich möchte nicht mehr retour, nein.
Weil dann hat man sich es doch so eingerichtet, wie es einem passt, aber nein… Ich möchte nicht mehr retour. Meine Mama hat auch immer gesagt: Willst du nicht wieder heim? Nein, Mama, habe ich gesagt, ich gehe nicht mehr heim.
C: Ein wenig was machen muss man. Du kannst es nicht einfach laufen lassen.
Ich mag es halt gerne [die Handarbeit]. Was tue ich denn den ganzen Tag. Also ich bin gar kein Freund vom Lesen. Lieber mache ich was.
Schau, ist auch schön. Ein Osterhase. Ja, Ostern… Und das sind Margeriten. Ja. Es gibt Höhen und Tiefen. Aber man muss halt ein bisschen zufrieden sein. Man muss nicht immer alles erzwingen. Das geht nicht. Der Partner muss natürlich auch passen. Es kann nicht irgendjemand sein, mit dem man nicht zurechtkommt. Aber mit meinem Mann ist es gut gegangen.
Darf ich mal was sagen?
I: Ja!
C: Das hat mein Bruder gemalt. Das ist der Wilhelm Busch. Er tut malen. Ich…
I: Du?
C: Nein! Kann ich überhaupt nicht. Kann keinen… bringe ich nichts zusammen. Aber die anderen Handarbeiten, das geht. Ja, meistens Sticken. Oder Stricken tu ich auch manchmal. Wenn mir das Sticken lästig wird, dann mach ich halt wieder was anderes. Das gefällt mir halt einfach. Mit Nadel und Faden, das habe ich gern. Meinen Beruf und ja… Ein wenig was machen muss man. Du kannst es nicht einfach laufen lassen. Das geht nicht.
Ich kann machen was ich will. Und meine Kinder helfen auch immer gut mit. Die… da gibt es keine Schwierigkeiten. Ja… Was will ich noch mehr. Ich bin ein glücklicher Mensch, ja. Und wenn mal was nicht ist, naja, dann ist es halt nicht. Ich nehme das ein wenig auf die lockere Schulter. Nicht so streng.